Der gelernte Architekt begann sein Schaffen als junger Künstler mit Schwarz-Weiß-Fotografien, wodurch er rasch Bekanntheit erlangte und Preise in internationalen Wettbewerben gewann. Schon diese frühen Werke waren auf seine werktypische Atmosphäre getrieben. Gekennzeichnet von deformierten Körpern, dessen Fleisch schmerzhaft dargestellt wird und starren, verängstigten Figuren.
Eigens erlebte Schicksalsschläge in der Kunst zu verarbeiten ist eine Methode, die sich einige Künstler angeeignet haben, so auch Beksiński. Morbide und visionär zugleich zeigt der Künstler offen seine Wunden und die der gesamten Menschheit.
Beksiński wuchs in einem vom Krieg traumatisierten Polen auf, Zerstörung und menschliches Leid, sollten Themen sein die er immer wieder in seinen Werken aufgriff und die sich auf tragische Weise wie ein roter Faden durch sein eigenes Leben zogen.
Hinwendung zur figurativen Malerei
Als er sich in den 1970er Jahren der Malerei zuwendet, widmete er sich ausschließlich der figurativen Malerei, darunter fallen auch die drei Werke die dieses Jahr in unserem Haus versteigert werden. Eines davon zeigt wohl den „Turmbau zu Babel“ – jene biblische Geschichte, in der Menschen einen Turm hoch zu Gott bauen wollten. Doch ließ Gott eben diesen einstürzen und gab ihnen verschiedene Sprachen, sodass sie nicht mehr miteinander kommunizieren konnten und sprachlich voneinander getrennt wurden.
Der Buchstabe „Ain“, der weit oben am Turm gesetzt wurde und im hebräischen ähnlich ausgesprochen wird wie das englische „Eye“, könnte auf das Auge Gottes anspielen. Zudem symbolisiert dieser Buchstabe oft auch die Bibel selbst.
In seinen Gemälden spielt der Künstler mit Elementen der Mystik und der Symbolkraft. So verlässt das in See stechende Schiff, das ein Kreuz trägt, uns als Betrachter auf dem kleinen Stückchen Festland, das nur in der unteren rechten Bildecke zu sehen ist.
Auch der Frauenkopf, der in Ocker-Farbtönen mit der dünenhaften Landschaft unserer Erde verwurzelt ist, regt die Fantasie des Betrachters an. Die Distanz und Kühle die ganz werktypisch sind, verdeutlichen uns klar, dass wir solche lebenswichtigen Themen mit uns selbst auszumachen haben. Fragen entwickeln sich: Verlässt mich mein Glaube? Wie ist meine Verbindung zu „Mutter Erde“? Wie verhalte ich mich als Mensch in einer Gesellschaft verschiedenster Kulturen?
Aus Überzeugung ohne Titel
Beksiński gab seinen Werken keine Titel, denn sie sollen von jedem Betrachter beliebig interpretiert werden; „Keines meiner Bilder hat nur eine Aussage, sondern so viele wie Betrachter. Jeder hat seine Gefühle und seine eigene Assoziation dazu“.
Ich möchte so malen, als würde ich Träume fotografieren
Zdzisław Beksiński
Drei Werke, die die Richtung seiner tiefgründigen Odyssee durch die Unterwelt der Traum- und Gedankenwelt zeigen. Wahre Gefühle, Angst und Verzweiflung können genauso wie die Suche nach einem Sinn des Lebens meist nur in Träumen tatsächlich bildhaft stattfinden und oft auch nur dort von der eigenen Psyche verarbeitet werden. Denn hier fließen die Bilder ineinander über, ohne alltägliche Grenzen oder Beschränkungen durch den geregelten Tagesablauf. Gemalt in einer Mischung aus Realismus und Surrealismus versucht der Künstler ein „Foto des Traums“ in seinen Werken festzuhalten.
Diese gestalterische Lösung hat sich Beksinski über Jahrzehnte seines Schaffens in verschiedensten Gattungen, über Fotografie, Zeichnungen, Malerei bis hin zu Digitalmedia-Kunst zu eigen gemacht, um wohl nicht nur für sich selbst, sondern auch für den Betrachter alle Oberflächen des Alltags aufzubrechen und offen auch auf die Schattenseiten des Lebens zu blicken.
Beksiński selbst ereilte ein tragisches Schicksal, 1998 starb seine Frau nach schwerer Krankheit, ein Jahr später beging sein Sohn, ein bekannter Radiomoderator, Selbstmord. Beksiński erholte sich nie wieder von diesem Schicksalsschlag. 2005 wurde er von dem Sohn seines Hausmeisters ermordet.
Seine Kunst inspirierte viele namhafte Künstler unserer Zeit, darunter auch den Filmemacher und Oscarpreisträger Guillermo del Toro, der über seine Arbeiten sagte: „In der mittelalterlichen Tradition scheint Beksinski zu glauben, dass Kunst eine Vorwarnung für die Zerbrechlichkeit des Fleisches ist – welche Freuden wir auch immer kennen, sie sind zum Untergang verurteilt – daher schaffen es seine Bilder, gleichzeitig den Prozess des Verfalls und den fortwährenden Kampf ums Leben zu evozieren . Sie tragen eine geheime Poesie in sich, befleckt mit Blut und Rost.“.
Sein gesamtes künstlerisches Werk vermachte Beksiński testamentarisch dem Historischen Museum in Sanok, seiner Heimatstadt. Diesem war er schon zu seinen Lebzeiten äußerst verbunden. Das Museum beherbergt Gemälde, eine umfassende Sammlung an Fotografien und Grafiken des Künstlers. Darunter auch multimediale Aufnahmen, Briefe oder Filme, die das Leben des Künstlers dokumentieren. So lassen sich auch die Ausstellungen zwischen den 1970 – 1990er Jahren nachvollziehen, die international ausgerichtet wurden.
Weiteführende Links
- Historisches Museum in Sanok
- Galerie von Piotr Dmochowski, der Beksiński weltweit bekannt machte
- Interviews mit Zdzisław Beksiński