Mit Unterbrechung durch den Ersten Weltkrieg, in dem Ernst Mollenhauer selbst als Soldat dienen musste, studierte der Künstler an der Kunstakademie Königsberg. Der im ostpreußischen Tapiau geborene Mollenhauer wurde vom weltbekannten Maler Lovis Corinth, ebenfalls aus Tapiau stammend und ein Freund seines Vaters, gefördert.
Während seiner ersten Schaffenszeit beteiligte sich Mollenhauer an der Gründung einer Künstlervereinigung. Er lernte in diesen Jahren nicht nur weitere große Künstlerkollegen wie Max Pechstein und Karl Schmidt-Rottluff kennen, sondern auch seine Frau. Sie war die Tochter Hermann Blodes, in dessen Gasthof zahlreiche Künstler eine Herberge fanden und die Künstlerkolonie Nidden entstand. Es sollte ein Ort für den künstlerischen Austausch sein, der auch Freundschaften unter den Kollegen hervorbrachte.
Die Farbenpracht ist unvergleichlich, wenn der Osthimmel das Feuerwerk des westlichen widerspiegelt.
Thomas Mann über Nidden
Unter den Anordnungen des Deutschen Reiches erklärte man jedoch auch sein Werk als „entartet“ und verbot dem Künstler das Malen und Ausstellen. Den Großteil seines künstlerischen Schaffens sollte den Krieg nicht überdauern. So finden sich in Ausstellungen hauptsächlich Werke des Künstlers die nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden sind.
Nach Mollenhauers Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft in Dänemark und einem britischen Lager in Schleswig-Holstein baute er sich 1946 in Kaarst bei Düsseldorf eine neue Existenz auf. Er bezog ein Atelier im Künstlerhaus in Düsseldorf, später ein zweites auf Sylt. Aus eben dieser Zeit stammt unser auf 1957 datiertes Ölgemälde!
Mollenhauer – Friesenhäuser auf Sylt mit Gartenpforte
Der grobe Pinselstich und die satten Farben lassen den Einfluss der genannten Künstlerkollegen und des Expressionismus deutlich erkennen. Sylt scheint ein Ort für den Künstler gewesen zu sein, an dem er nach langen Kriegsjahren die Ruhe fand sich vor die Häuser zu setzen und das was er selbst sah auf die Leinwand zu übertragen.
Ein dunkel gefärbter Himmel, unter ihm stehen einige Häuser mit Reetdächern, die typisch für die Sylter Deiche sind. Der Platz des Künstlers, wie auch der des Betrachters befindet sich direkt vor der Mauer, dessen weißes Törchen geschlossen ist und die Gärten von der Straße trennt. In harmonischen Farbflächen fügt sich das Sujet des Malers zusammen. Ein Ort der Ruhe entsteht. Absolut nachvollziehbar, dass sich der Künstler hier wohlgefühlt haben muss, um auf Sylt und in Düsseldorf bis zum Lebensende arbeiten zu können.
Von Düsseldorf aus ist es nicht weit bis zur Kölner Galerie Boisserée, die eine hervorragende Provenienz bietet. Zumal unser Gemälde aus einer beeindruckenden nordrheinwestfälischen Privatsammlung in unserem Hause eingeliefert wurde und nun in unserer Auktion „Moderne & Zeitgenössische Kunst“ zur Versteigerung aufgerufen wird!