Als Auktionshaus erreichen uns täglich Werke der unterschiedlichsten Sparten. Ob Uhren, Antiquitäten oder Gemälde, die erste und wichtigste Frage, die es zu beantworten gilt, lautet, handelt es sich bei dem für eine Auktion infrage kommenden Werk um ein Original?
Um dies zu beantworten, spielen verschiedene Faktoren eine Rolle, zum einen die Provenienz, von wem und woher stammt das Werk, in wessen Besitz hat es sich befunden, wurde es schon einmal verkauft, wenn ja, von wem? Alle diese Fragen tragen dazu bei, die Echtheit eines Werks zu bestätigen und seine Geschichte zu entschlüsseln.
Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Expertise von KunstexpertInnen und GutachterInnen, die durch Ihr umfangreiches Wissen und Ihre Erfahrung das Werk einordnen und die Authentizität überprüfen können.
In unserem heutigen Artikel nehmen wir Sie mit in das Kölner Atelier für Papierrestaurierungen Ferlmann, bei dem wir eine Zeichnung des polnischen Künstlers Beksiński überprüfen ließen. Ein Blick hinter die Kulissen unserer spannenden und abwechslungsreichen Arbeit mit der Kunst!
Das Motiv – Ein typischer Beksiński?
Der 1929 in Sanok geborene Künstler agiert in seinen Szenerien auf Leinwand und Papier im Feld der Unterwelt. Er versucht sie zu beschreiben, sich ihr entgegenzustellen und damit die Abgründe der Menschheit und des Lebens herauszuarbeiten. In kahler, steiniger Landschaft zieht der Zug greifähnlicher Fabelwesen, der Thestrale ähnelnd, vorbei. Aus der Tiefe des linken Bildbereichs kommen sie am Betrachter vorbei und schreiten zur rechten Bildseite, leicht den Berg hinauf. Um die Tiefe des Blattes kreieren zu können, staffelt er nicht nur die Tiere, die hintereinanderlaufen, sondern auch die Grab- oder Gedenksteine, die sie auf dem Rücken tragen.
Wie ein Zuschauer stehen wir vor dieser andächtigen Szenerie und fragen uns, was die Steine zu bedeuten haben. Für wen wurden sie geschlagen? Was steht auf ihnen geschrieben? Wohin gehen diese Wesen? Eine Stille der Trauer ist in der Atmosphäre des Blattes zu erahnen und lässt den Betrachter mit Fragen zurück, wie so oft in den unbetitelten Werken Beksińskis.
Druck oder Original?
Eben dieses außergewöhnlich dramatische Motiv fiel Herrn Kochendörfer und seinen KollegInnen sofort auf, sodass wir selbstverständlich zunächst über den Künstler und unsere bisher erzielten Ergebnisse sprachen, bevor das Blatt wortwörtlich unter die Lupe genommen wurde.
Es sind einige Drucke dieses bekannten düsteren Motives auf dem Kunstmarkt zu finden. So wollten wir uns bestätigen lassen, dass wir eindeutig eine Zeichnung aus der Hand des Künstlers präsentieren können. Dabei vertrauen wir auf die geschätzte Expertise und die professionelle Herangehensweise von Inhaber und Diplom-Restaurator Philipp Kochendörfer, der sich das Blatt mit uns genauer angesehen hat.
Während der Untersuchung des Blattes ging es vor allem um die künstlerische Technik, die uns gleichsam offenbarte, welch hohe Qualität wir vorliegen haben: Zunächst handelt es sich hier um eine wässrige Vorzeichnung in Gouache oder Aquarell – auf diese Weise hat der Künstler den leicht gelblichen Untergrund geschaffen. Auf diesem konnte er dann in Blei, Graphit, Kohle und Kreide zeichnen. Die Kanten weisen originale Spuren auf, die vom Festkleben des Blattes stammen müssen, da es sich sonst entsprechend der wässrigen Malerei stärker gewellt hätte.
Zudem erschuf der Künstler durch das leicht gelbliche Ocker im oberen Bereich eine Tiefe, die er mit feinfühligen Aussparungen und Weißstift in Haarlinien herauszuarbeiten wusste. Besonders ist hervorzuheben, dass es sich hier um die gekonnte Überlagerung von Techniken handelt. Diese bauen aufeinander auf und gehen stellenweise ineinander über – bleiben jedoch in der selbst gesetzten Linierung bestehen. „Eine ausgefeilte Technik, die da verwendet wurde!“, so Herr Kochendörfer begeistert von der Mischtechnik, dessen Arbeitsschritte er mit uns gemeinsam analysierte.
Hinzukommt, dass das Blatt aus dem Jahre 1973 stammt und in der Rahmung sehr gut über die Dekaden gekommen ist. Es weist einen wunderbaren Zustand auf.
Es war entsprechend des Sujets und in Anbetracht des künstlerischen Oeuvres sicherlich keine leichte oder freudige Arbeit, der sich der Künstler angenommen hat, doch widmet er sich dieser auf höchstem Niveau. Eine mühevolle Arbeit, die vollste Geduld und Hingabe zur eigenen Kunst voraussetzt. Es entstand eine Mischtechnik, die nicht nur auf diesem Blatt Verwendung fand, sondern in einer ganzen Serie – aus der eben dieses Blatt stammt.
Originalzeichnung des Künstlers
So ist nach ausführlicher Prüfung des Werkes das Fazit klar, es handelt sich um eine Originalzeichnung von Beksiński, die der Künstler mit einer unglaublichen technischen Versiertheit erstellte. Da uns bereits einige Werke des Künstlers anvertraut wurden, freuen wir uns, Ihnen Arbeiten Beksińskis in unserer kommenden Auktion am 27. Mai anbieten zu dürfen. Darunter auch das hier besprochene Werk, sowie 3 weitere Arbeiten des Künstlers.
Alle Informationen und den Auktionskatalog finden Sie hier auf unserer Webseite!
- Zur Auktion für Alte Kunst | Moderne & Zeitgenössische Kunst
- Los 118 – Beksiński – Ohne Titel (in diesem Artikel vorgestellte Arbeit)
- Los 115 – Beksiński – Ohne Titel – Mischtechnik auf Papier
- Los 116 – Beksiński – Ohne Titel – Mischtechnick auf Papier
- Los 117 – Beksiński – Ohne Titel – Öl auf Hartfaserplatte
