„Ich verfolge keine Absichten, kein System, keine Richtung, ich habe kein Programm, keinen Stil, kein Anliegen.“ Mit diesen Worten beschreibt sich der wohl bekannteste, erfolgreichste und vielseitigste zeitgenössische Künstler selbst – Gerhard Richter.
Diese scheinbare Ziellosigkeit spiegelt sich auch in dem bei uns angebotenen abstrakten Werk wider, welches auf den 7.5.82 datiert ist. Damit stammt unsere Arbeit aus der bedeutendsten Schaffensperiode Richters – den 1980er Jahren – welche bis heute wegweisend für seine abstrakte Malerei ist. In den 1960er Jahren erlange Gerhard Richter mit seinen verwischten, fotorealistischen Gemälden weltweit Bekanntheit. Seit den 1970er Jahren finden sich verstärkt abstrakte Werke in seinem facettenreichen Oeuvre.
Seinen Wechsel zur Abstraktion erklärt Richter in einem Gespräch mit Nicolas Serota, im Rahmen der Ausstellung „Gerhard Richter – Panorama“ in der Tate Gallery in London 2011. Serota fragte, weshalb Richter sich, trotz seines enormen Erfolges als gegenständlicher Maler, der Abstraktion zuwandte. Der Künstler erwiderte: „Vielleicht weil ich ein unsicherer Typ bin, etwas unstet. Das Abstrakte hat mich immer schon fasziniert. Es hat so viel Geheimnis, so wie Neuland“ (Gerhard Richter, in: Panorama, 2012, S. 21).
Für ihn ist die abstrakte Malerei nicht nur eine stete Herausforderung, sondern eine Form, in der sich Vieles zeitgleich ausdrücken lasse, „meine Gegenwart, meine Wirklichkeit, meine Probleme, meine Schwierigkeiten und Widersprüche“ (Dorothea Dietrich und Gerhard Richter, in: Gerhard Richter: An Interview, Print Collector’s Newsletter, 16, 1985, S. 128).
Farben, Formen, Fragen: Gerhard Richters kontinuierliche Suche nach der Essenz der Malerei
Ein Element, welches das vielschichtige Oeuvre Gerhard Richters immer wieder verbindet, und sich wie ein roter Faden durch sein Schaffen zieht, ist die vermeintlich simple und doch so komplexe Frage „Was ist Malerei?“. Mit jedem Werk hinterfragt der Künstler die Natur der Malerei immer wieder aufs Neue und analysiert sein eigenes Medium kontinuierlich. Insbesondere in seinen abstrakten Werken, welche zu den gefragtesten Arbeiten auf dem internationalen Auktionsmarkt gehören, überlässt er durch die Verwendung von Werkzeugen, wie Spatel, Spachtel oder Rakel, das Ergebnis weitgehend dem Zufall.
Seine abstrakten Werke stellen eben nicht die persönliche Handschrift Richters in den Fokus, sondern den Zufall, die Überlagerung von Farben und vor allem die Eigenwirkung des Materials. Vollendet sind diese abstrakten Arbeiten „[.] wenn ich nichts mehr daran tun kann, wenn es mich übertrifft, also etwas hat, wo ich nicht mehr so ganz mitkomme.“(Gerhard Richter, in: Peter Sager, Mit der Farbe denken: G. R., Zeitmagazin, 49, 1986).
Auf dem hier angebotenen Werk trägt Gerhard Richter auf kleinem Format, unterschiedliche Schichten von Lack übereinander auf den leichten Karton auf. Durch die Überlagerung von gelben, roten, grauen und weißen Farbschichten entsteht ein illusionistischer Bildraum mit einer intensiven Wirkung. Auf gerade einmal 11,3 cm x 16 cm lässt Gerhard Richter ein flächiges Werk entstehen, das durch seine Farbigkeit besticht und gleichzeitig eine spannende Räumlichkeit suggeriert.
Dieses Spiel der changierenden Farben, zwischen Flächigkeit und Dreidimensionalität macht das Kunstwerk zu einer einmaligen Farbraummodulation und bietet einen regelrechten Sehgenuss für den Betrachter. Gerhard Richter gelingt es auch hier, eine neue Form der abstrakten Malerei zu schaffen, die eine eigenständige visuelle Erfahrung ermöglicht und die Grenzen des Mediums Malerei aufs Neue auslotet.
Gerhard Richter – Auktion am 02. Dezember 2023
Wir freuen uns daher ganz besonders in unserer Auktion für Moderne Kunst am 02. Dezember, dieses außergewöhnliche Werk von Gerhard Richter versteigern zu dürfen. Aufgerufen wird sein Werk zu einem Limitpreis von 28.000 €, wir gehen von einer deutlichen Steigerung aus!
- Auktion für Moderne & Zeitgenössische Kunst – 02. Dezember
- Interview mit Gerhard Richter – Zeit Online