Eine schicksalhafte Begegnung mit der Kunst
Das Leben steckt voller Überraschungen und Wendungen, die oft unerwartet unseren Weg beeinflussen. So war es auch im Leben von Piotr Dmochowski, einem Anwalt und Dozenten aus Paris, dessen Besuch in der städtischen Kunstgalerie in Łódź im Jahr 1976 sein Leben für immer veränderte. Dort stieß er zum ersten Mal auf die Werke des polnischen Künstlers Zdzisław Beksiński. Entschlossen, mehr über den Künstler herauszufinden, machte er sich bei seinem nächsten Aufenthalt in Polen die Mühe, Beksińskis Telefonnummer nachzuschlagen. Eine zufällige Begegnung, die den Beginn einer prägenden Freundschaft und Zusammenarbeit markierte.
Piotr Dmochowski und Zdzisław Beksiński: Eine Verbindung von Kunst und Leidenschaft
Im Februar 1984 schlossen Dmochowski und Beksiński einen Vertrag, der Dmochowski zum offiziellen Galeristen des Künstlers machte. Gemäß dieser Vereinbarung sollte Dmochowski mindestens 12 Gemälde pro Jahr erhalten und verpflichtete sich, den Künstler zu fördern. Diese Aufgabe übernahm er mit großem Elan. Er organisierte Ausstellungen in verschiedenen Ländern wie Frankreich, Belgien, Deutschland und sogar Japan, um Beksińskis Kunst einem internationalen Publikum zu präsentieren. So fand in den 1980er-Jahren auch eine Ausstellung hier bei uns im Theater an der Ruhr in Mülheim statt!
Dmochowskis Bewunderung für Beksińskis Werke erreichte sogar Anzeichen von Besessenheit. Er träumte davon, ein Museum zu Ehren seines Lieblingskünstlers zu eröffnen. Dieser Plan ging nie in Erfüllung, aber Dmochowski verwirklichte zumindest seinen Wunsch, eine Kunstgalerie zu eröffnen.
Paris in den 1980er-Jahren: Die Dmochowski Galerie im Epizentrum der Kunstszene
Die 1980er/1990er-Jahre waren eine Zeit des kulturellen Aufbruchs und der künstlerischen Innovation, insbesondere in Städten wie Paris. Die französische Hauptstadt war nicht nur das Zentrum der Mode, sondern auch der Kunst. In den Straßen von Montmartre und Saint-Germain-des-Prés pulsierte das Leben, und die Galerien waren Schauplatz für die neuesten künstlerischen Trends.
Eine bedeutende Figur in der Pariser Kunstszene der 1980er/1990er Jahre wurde Piotr Dmochowski. Zwischen 1989 und 1996 betrieb er die „Galerie Dmochowski – Musée galerie de Beksinski“ in der Rue Quincampoix. Diese Galerie war ein Anziehungspunkt für Kunstliebhaber und Sammler und präsentierte eine vielfältige Auswahl an Werken, die das faszinierende Universum von Zdzisław Beksiński zum Leben erweckten.
In dieser Zeit war auch unser Kunde ein gern gesehener Gast in der Dmochowski Galerie. Selbst in der Modebranche tätig, lebte er in den 1980er/Anfang 1990er-Jahren in Paris. Regelmäßig spazierte er an der Galerie vorbei und wurde von den mystischen, surrealen und teils auch beängstigenden Werken Beksińskis in den Bann gezogen. Er entschied sich zum Kauf des großformatigen Gemäldes mit dem Titel „AZ“ aus dem Jahr 1984.
Hinab in die Traumwelt: Das Gemälde „AZ“ aus dem Jahr 1984
Wir hatten bereits die Ehre, zahlreiche Werke dieses außergewöhnlichen polnischen Künstlers zu versteigern und eine breite Palette seines Schaffens zu präsentieren: von Zeichnungen über Aquarelle bis hin zu Gemälden – inzwischen sind wir in Deutschland das führende Haus mit der größten Expertise für den Kauf und Verkauf von Beksińskis Werken! In der kommenden Auktion freuen wir uns sehr, das Gemälde mit dem Titel „AZ“ zum Verkauf anbieten zu dürfen. Gefertigt im Jahr 1984, stammt es aus einer späteren Schaffensperiode als die zuvor bei uns versteigerten Kunstwerke. Dennoch beweist diese Arbeit eine ebenso unheimliche Tiefe der menschlichen Welt, in der der Künstler dem Betrachter die Interpretation seines Werkes selbst überlässt. So können wir lediglich unsere eigene Interpretation über die Bedeutung und Botschaft seines Gemäldes darlegen.
Auf einer Größe von 132,5 cm x 97,5 cm präsentiert Beksiński dem Betrachter eine Welt, die zwischen Realität und Traum zu schweben scheint. Das Gemälde wird von orangeroten Farbtönen dominiert. Im Zentrum offenbart sich ein monumentales, kastenförmiges Bauwerk, das von oben zu verfallen beginnt. Der Hintergrund erscheint wie ein orangefarbener Himmel, der mit kleinen weißen Sternen zu leuchten beginnt, was eine mystische und zugleich surreale Atmosphäre erzeugt. Im unteren Bereich sind verschiedene Steinbrocken zu sehen, die scheinbar schwerelos schweben. Diese Darstellung scheint jegliche Gesetze der Schwerkraft außer Kraft zu setzen und verstärkt das Gefühl der Unwirklichkeit und des Unheimlichen.
Beksiński spielt in diesem Werk gekonnt mit Elementen der Mystik und Symbolik. Die Szene wirft Fragen auf: Ist das Bauwerk ein Symbol für den Verfall? Ist es gar möglich, dass es von unten heilt und die Steine zum Aufbau nach oben schweben? Wo befinden wir uns und was bedeutet der leuchtende Himmel? Handelt es sich um das Feuer der Unterwelt, das ringsum lodert oder um ein irdisches Feuer, das durch reale Gefahren, wie einen Krieg, das gesamte Bauwerk bedroht?
Meisterhaft gelingt es Beksiński, für den Betrachter die Oberflächen des Alltags aufzubrechen und das Tor zur Traumwelt zu öffnen, indem er die Grenzen zwischen Realität und Fantasie verschwimmen lässt. Wieder einmal lässt der Künstler uns mit Fragen rund um das Leben, den Tod, die Unterwelt und das Himmelreich zurück und zwingt uns, uns mit eben diesen auseinanderzusetzen.
Das Ende einer Ära: Die Trennung von Beksiński und Dmochowski
Die Freundschaft zwischen Zdzisław Beksiński und Piotr Dmochowski nahm 1994 schnell und abrupt ein Ende. Beksiński brach aus Gründen, die nur ihm bekannt waren, die Vereinbarung und gab seine Bilder an polnische Galerien weiter. Dies führte zum Ende der Exklusivitätsvereinbarung und letztendlich zum Ende der Dmochowski Galerie in Paris.
Obwohl die Dmochowski Galerie nicht mehr existiert, bleibt sie doch ein wichtiger Bestandteil der Kunstszene. Sie war ein Ort der Begegnung, Inspiration und Leidenschaft für Kunstliebhaber und Sammler aus aller Welt. Die Galerie und die einzigartige Freundschaft zwischen Beksiński und Dmochowski leben weiter in den Erinnerungen derjenigen, die sie erlebt haben, und in dem Gemälde „AZ“, das die Geschichte – von Kunst, Freundschaft, Bewunderung und Verfall – für immer in sich trägt.
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