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Zdzislaw Beksinski (1929 Sanok, Polen – 2005 Warschau)

Ohne Titel, Öl auf Hartfaserplatte, 122,5 cm x 98 cm, verso signiert, 1970 datiert, gestempelt, 02 III 15/6/90/201 nummeriert, partiell retuschiert, partiell leicht fleckig, Abrieb am Rahmenbereich, partiell leichte oberflächliche Kratzer, rechts unten s-förmiger Eindruck in der Farbe (vermutlich im Trocknungsprozess entstanden).

  • Limitpreis: € 75.000
  • Erzieltes Ergebnis: € 75.000

Beschreibung

Ohne Titel, Öl auf Hartfaserplatte, 122,5 cm x 98 cm, verso signiert, 1970 datiert, gestempelt, 02 III 15/6/90/201 nummeriert, partiell retuschiert, partiell leicht fleckig, Abrieb am Rahmenbereich, partiell leichte oberflächliche Kratzer, rechts unten s-förmiger Eindruck in der Farbe (vermutlich im Trocknungsprozess entstanden).

Der Totenzug von Zladislaw Beksinski, ist mit dem Jahr 1970 datiert und bewegt sich somit nicht nur in der selben Schaffensperiode, wie unser bereits versteigertes Werk, sondern stammt sogar aus dem selben Jahr. Das Gemälde des Künstlers ist von orangeroter Farbe dominiert. Das Feuer der Unterwelt, das wohl ringsum lodert bestimmt das gesamte Werk. Eben dieses scheint in den weit aufgerissenen Augen der vordersten und deutlich zu erkennende Figur zu leuchten. Der Totenzug wird von einer Walküre angeführt. Einem weiblichen menschenähnlichen Geisteswesen. Eine jener Jungfern, die aus der nordischen Mythologie aus dem Gefolge des Göttervaters Odin stammen und als seine Töchter bekannt sind. Sie haben Fähigkeiten über die Schicksalsfügung zu bestimmen und wählen auf dem Schlachtfeld verstorbene ehrenvoll Gefallene aus, um sie nach Walhall - den letzten Ruheort - zu führen. Wenn sie also den Zug anführt, scheinen die verstorbenen, unidentifizierbaren menschlichen Hüllen doch ehrenhafte Personen gewesen zu sein? So wird ein Leichnam bereits mit der separierten leuchtenden Seele voran in das Himmelreich empor gehoben. Während alle anderen Figuren der Walküre folgen. Wie in einer Prozession schreiten die Figuren voran. Doch wird hier nicht nur eine Heiligenfigur, sondern die Kirche selbst auf den Schultern getragen. Das Haus Gottes ist hier als Kubus geformt und wird mit Jesus Christus am Kreuze vorangetragen und fest umklammert. Es scheinen weitere abstrahierte auf den Schultern getragene Bauwerke zu folgen. So ist gerade noch ein Maya-Tempel, der wohl die alten spirituellen und hohen Kulturen symbolisieren könnte, zu erkennen. Der Rest des Zuges verschwindet in der Entfernung. Auch in diesem Werk entstehen beim Betrachter Fragen, die Beksinski kritisch in seiner unverwechselbaren Formensprache provoziert. Werden hier die Institutionen und heiligen Stätte zur letzten Ruhe gebracht? Sind sie zu erkennen, weil sich die Personen wegen ihnen und ihrem Glauben in die Schlacht begaben und ehrenvoll verstarben? Wie wird ein ehrenvolles Leben entschieden? Wieder einmal lässt der Künstler uns mit Fragen zurück und zwingt uns, sich mit solchen Fragen auseinander zu setzen. Wieder einmal sind es Fragen rund um das Leben, den Tod, die Unterwelt und das Himmelreich - es sind Glaubensfragen, die er in seiner künstlerisch dramatischen und morbiden Art in seinem Gemälde aufbringt.