Diese Seite Drucken!

Tschang-Yeul Kim (1929 Maengsan/Korea – 2021 Seoul/Südkorea)

Wassertropfen, Öl auf Leinwand, 55 cm x 46 cm, signiert, 77 datiert, verso auf dem Keilrahmen signiert, 153 nummeriert

  • Limitpreis: € 55.000
  • Erzieltes Ergebnis: € 147.200

Beschreibung

Wassertropfen, Öl auf Leinwand, 55 cm x 46 cm, signiert, 77 datiert, verso auf dem Keilrahmen signiert, 153 nummeriert

Kim Tschang-Yeul gilt neben Nam June Paik und Lee Ufan als einer der bekanntesten zeitgenössischen Künstler Koreas. Er setzte sich seit Beginn seines Schaffens für die Kunst ein, wurde dafür in den "Ordre des Arts et des Lettres" aufgenommen und erhielt 2013 eine Auszeichnung für seine kulturellen Verdienste. Berechtigt, bedenkt man nicht nur sein künstlerisches Schaffen, sondern auch die politischen Gegebenheiten, unter denen er lebte. Dazu gehört das damals japanisch besetzte Korea - das heutige Nordkorea. Nach der Landesteilung wurde er als junger Mann verhaftet und floh nach zehntägiger Haft in das damalige Seoul, das wiederum unter US-Kontrolle stand. Kim Tschang-Yeul studierte Kunst an der Seoul National University. 1958 gründete er die Modern Artists' Association und schloss sich der Informel-Bewegung an, angeführt von Whanki Kim, einem bahnbrechenden abstrakten Künstler Koreas. Die Rockefeller Foundation ermöglichte ihm ein Stipendium, um an der Art Students League of New York zu studieren.

Im Anschluss zog Kim Tschang-Yeul nach Paris, wo er bis zu seinem Tod 2021 lebte. Für seine geradezu meditative Auffassung in der Darstellung von Wassertropfen wird Kim Tschang-Yeul weltweit gefeiert. Dabei verwendet der Künstler Abstraktion und Hyperrealismus zugleich, um die feinen Wassertropfen auf der Leinwand darzustellen und eine naturbelassene Ruhe in seinen Werken zu kreieren. Der Künstler erfüllte seine Werke mit den taoistischen Prinzipien seiner Erziehung und charakterisierte Wasser als eine amorphe Einheit, die von der Kraft der Auflösung und Reinigung durchdrungen ist. Die in Feinmalerei gefassten Wassertropfen auf der groben Leinwand scheinen so fragil und gleichzeitig fest montiert zu sein, als ob man sie wie Murmeln vom Bildträger nehmen könnte. Die Herkunft der Tropfen wirft Fragen auf: Sind sie vom Himmel herab auf die Leinwand getropft oder haben sie sich durch die Fasern der Oberfläche gepresst? Ebenso sollte man meinen, dass eine solch raue Oberflächenbeschaffenheit gefährlich für einen natürlichen Wassertropfen sei. Jeder der hier dargestellten zahlreichen Tropfen ist individuell, so wie er es auch in der Natur wäre. Alle werden sie von einer seitlich leicht erhöhter Lichtquelle angestrahlt und schlagen ihren förmigen Schatten in entgegengesetzte Richtung. Dabei scheinen die Stränge der Leinwand durch den transluziden Körper aus Wasser.
Ihre feine Beschaffenheit könnte durch die porösen Strukturen aufplatzen oder gar aufgesogen werden und doch halten alle Wassertropfen auf diesem Bild bereits für Jahrzehnte stand. Die Werke von Kim Tschang-Yeul stoßen eine Art Meditation an und so lassen sich aus der Betrachtung Lebensweisheiten ziehen: Der Eine bekannte Wassertropfen, der Wasser zu einem Wellenschlag in Bewegung setzt. Das Wasser, das als Element der Natur das Leben selbst symbolisiert. So auch die Summe unendlich vieler Wassertropfen, die Ozeane ausmachen. All diese Parallelen können auf die Wassertropfen auf der graubraunen Leinwand bezogen werden. Vielleicht nicht verwunderlich, dass sich der Künstler gerade dieses Gestaltungsmittel zu Eigen gemacht hat, wenn man sich seinen Lebensweg dazu ansieht. Er als Künstler, als freier und kreativer Kopf, lebte in einer Welt mit starken Grenzen und politischen Reglements. Doch bleibt der Tropfen bestehen und schenkt dem Betrachter damit nicht nur Freude über die Schönheit eines Wassertropfens, sondern sogar Hoffnung und Zuversicht auf eine bessere Welt.