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Renée Sintenis (1888 Glatz/Schlesien – 1965 Berlin) (F) – ‚Liegendes Fohlen‘

'Liegendes Fohlen', 1919, Bronze, braun patiniert, 6 cm x 12 cm, RS monogrammiert, Expertise von Frau Dr. Berger anbei.

  • Limitpreis: € 3.500
  • Erzieltes Ergebnis: € 5.250

Beschreibung

'Liegendes Fohlen', 1919, Bronze, braun patiniert, 6 cm x 12 cm, RS monogrammiert, Expertise von Frau Dr. Berger anbei.
Literatur: WVZ. Buhlmann 129, mit Abb. S. 210.

Renée Sintenis gehört zu den wichtigsten deutschen Bildhauerinnen und Graphikerinnen der klassischen Moderne. Sie wirkte vor allem in Berlin und ist für ihre Tierplastiken, Sportlerskulpturen, Portraits und Akte bekannt. 1905 zog die Familie nach Berlin, wo sie bereits in der Schulzeit Zeichenunterricht erhielt, der später von Studien in Dekorativer Plastik an der Kunstgewerbeschule Berlin weitergeführt werden sollte.
Als die Künstlerin wenige Jahre später Georg Kolbe kennenlernte, wurde sie sein Modell. Durch diese Tätigkeit angeregt, begann sie selbst weibliche Akte, ausdrucksstarke Köpfe, Sportler und Selbstportraits in Zeichnungen, in Radierungen und in bildhauerischer Form zu erschaffen. "Nach 1915 entstanden die prägnanten Tierfiguren, die zu ihrem künstlerischen Lebensthema wurden. Da sie die Monumentalität in der Bildhauerkunst ablehnte, kreierte sie vornehmlich kleinformatige Skulpturen. Diese schmalen Kunstwerke wie Pferde, Rehe, Esel und Hunde erfreuten sich beim Publikum großer Beliebtheit."
Diese sollten ab 1913 über Jahrzehnte in der Bildgießerei Hermann Noack in ihre Form gegossen werden. 1931 wird Renée Sintenis als zweite Frau - nach der berühmten Käthe Kollwitz - in die Preußische Akademie der Künste aufgenommen. Doch wie für viele Berliner Künstlerinnen und Künstler bedeutet die Machtübernahme durch Adolf Hitler auch für sie einen tiefgreifenden Einschnitt. Sie wurde aus der Akademie ausgeschlossen, die Ausübung und Ausstellung ihrer Werke wurden verboten. Hinzukommt, dass durch den Zweiten Weltkrieg um 1941 der Bronzeguss verboten wurde, denn das Metall war für die Rüstungsindustrie unentbehrlich. Die künstlerische Arbeit wird für Renée Sintenis spätestens zu diesem Zeitpunkt nahezu unmöglich.
Im Oktober 1942 stirbt unerwartet ihr Ehemann, und 1945 zerstören alliierte Bombenangriffe ihr Atelier, wobei zahlreiche persönliche Besitztümer und viele künstlerische Arbeiten verlorengehen. Doch das Kriegsende markiert für die Künstlerin einen Neubeginn. Im Berlin der Nachkriegszeit gelingt es ihr, an ihre Erfolge aus den zwanziger und frühen dreißiger Jahren anzuknüpfen. Auch zu akademischen Ehren kommt Renée Sintenis, denn 1955 wird sie als Professorin an die Hochschule für Bildende Künste sowie an die West-Berliner Akademie der Künste berufen. Zum Markenzeichen wird ihr Berliner Bär, der als verkleinerte Nachbildung einer 1932 entstandenen Bronzeskulptur in Silber und Gold zur begehrten Trophäe der alljährlichen Filmfestspiele "Berlinale". Das kleine Fohlen kann auf das Jahr 1919 datiert werden und ist somit ein Zeichen des großartigen Erfolgs der künstlerischen Ausübung der Berliner Künstlerin.
Nicht ohne Grund wurde sie ab 1920 vom Galeristen Alfred Flechtheim ausgestellt, vertrat sie bis dahin Wolfgang Gurlitt, der ihre Werke neben derer von Max Beckmann, Max Liebermann und Karl Schmidt-Rottluff ausgestellt hat. Zudem wurde sie mit Ausstellungen in der Berliner Nationalgalerie, der Tate Gallery London und dem Museum of Modern Art in New York, in Paris, Glasgow und Rotterdam zu einer international anerkannten Künstlerin, dessen Werke bis heute in bedeutenden Sammlungen weltweit vertreten sind.