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Michelangelo Pistoletto (1933 Biella, Italien) (F) – ‚Cappio‘

'Cappio', Farbseriegrafie auf Spiegelfolie, 1973, 82,5 cm x 59 cm Blattmaß, signiert, 36/130 nummeriert, partiell leichte oberflächliche Kratzer, partiell leichte punktförmige Dellen

  • Limitpreis: € 1.500
  • Erzieltes Ergebnis: € 1.875

Beschreibung

Provenienz: Privatsammlung Hannover

"Solange man keinen Selbstmord begeht, ist man Optimist" (Michelangelo Pistoletto)

Michelangelo Pistoletto wird 1933 in Biella, Italien, geboren. Seinen ersten Kontakt in die Kunstwelt knüpft er ab 1947 in der Restaurationswerkstatt seines Vaters, in der er bis 1958 arbeitet. Der Maler, Aktions-, Objektkünstler und Kunsttheoretiker gilt als Hauptvertreter der Arte Povera und hält seit Jahren dem Betrachter, sich selbst und dem Kunstmarkt den Spiegel vor - immer mit einem Grinsen. In den 1950er Jahren beginnt er figurative Arbeiten und Selbstporträts zu fertigen. Ab den 1960er Jahren beginnt er diese auch auf monochromen, metallischen Untergründen anzulegen. Später kombiniert er die Malerei auch mit der Fotografie, in dem er Fotocollagen auf spiegelnde Hintergründe aufbringt. Als Malgrund benutzt er hierfür teilweise konkave oder konvexe Zerrspiegel. Seit den Anfängen zieht sich der Spiegel als Material und Malgrund durch sein Werk, in zahlreichen Formen und Varianten. Die Konsequenz, mit der Pistoletto seinen künstlerischen Kurs verfolgte, blieb nicht unbeachtet: Mitte der 1960er-Jahre wurde die US-amerikanische Galeristin Ileana Sonnabend auf sein Werk aufmerksam und machte es einem größeren Publikum bekannt. Bei den ab 1966 gezeigten "Minus Objekten" beschäftigt er sich mit möglichen Verfremdungen von Alltags- und Kunstgegenständen im Ausstellungsbetrieb, wobei er oft die herkömmliche Wertevorstellung der Kunst in Frage stellt. Ab dieser Zeit beteiligt er sich an wichtigen internationalen Ausstellungen wie der Biennale von Venedig (1966 bis 2005) und der documenta in Kassel (1968 bis 1997). 1967 erhält er den Hauptpreis der Biennale in Sao Paolo.

Um die Erkenntnis, um Kunst als Ort der Reflexion, drehe sich laut Pistoletto alles. Immer auch beeinflusst durch die Politik, betonte er die maximale Verantwortung eines Künstlers, hervorgehend aus dessen maximaler Freiheit. Um eine Selbstbespiegelung ging es Pistoletto jedoch nie, sondern um die Verschiebung einer Perspektive, die des Schauenden auf sich selbst. In seinen Werken geht es um die eigene Wahrnehmung im Kontext zur Umgebung, mit Hinblick auf die aktuelle Situation, aber auch im Rückblick auf die Vergangenheit. Die Serigrafie "Cappio" entstand nach der gleichnamigen Spiegelarbeit von 1973. Und sie ist so simpel wie eindringlich. Einfache Materialien zu verwenden, war immer Pistolettos Anliegen. Kunst und Alltag sollten verschmelzen. Das einfache Seil, zu einem Strick gebunden. Hängt man die Serigrafie gerahmt an die Wand und betrachtet das Bild, hängt der eigene Kopf in der Schlaufe. Unweigerlich begibt man sich auf eine Reise zu sich selbst und seiner psychischen Stabilität. Das Werk greift sein zentrales Thema, die Auseinandersetzung mit dem Verhältnis von Bild und Wirklichkeit, die Verschiebung der Perspektive des Betrachters, wahrnehmbar auf.