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Max Ernst (1891 Brühl – 1976 Paris) (F) – ‚Chéri Bibi‘

'Chéri Bibi', 1973, Bronze, schwarz patiniert, Maße 33 cm x 17 cm, signiert, Gießerstempel, 52/175 nummeriert, partiell restauriert, Gießerstempel verschlagen, Kaufbeleg anbei

  • Limitpreis: € 6.500
  • Erzieltes Ergebnis: € 12.500

Beschreibung

Provenienz: Die Galerie, Offenbach a.M., Privatsammlung Hannover

Literatur:

Pech, Jürgen: Max Ernst - Plastische Werke, Köln 2005, S. 20.

Spies, Werner: Max Ernst. Skulpturen, Häuser, Landschaften, Ausst.-Kat. Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen 1998, S. 183 (mit Abb.).

Hauptsächlich für seine innovativen Techniken im Bereich der Malerei bekannt, war der deutsche Künstler Max Ernst genauso experimentierfreudig in der Bildhauerei. Spielerisch setzte er alltägliche Gegenstände wie Löffel, Muscheln oder Töpfe zusammen, um sie in Form seiner zugleich humorvoll wie mysteriös erscheinenden Bronzefiguren neu zu interpretieren. Als Pionier der Dada- und Surrealismus-Bewegungen, schätzte Ernst das Medium der Skulptur für die Freiheit und beschrieb diese als "mehr pures Spiel als die Malerei". Geboren in Brühl in der Nähe von Köln, entdeckte Ernst früh ein Interesse an der Kunst und brachte sich Malerei und Zeichnen als Autodidakt neben seinem Studium der Philosophie und Kunstgeschichte bei. Während seiner Studienzeit lernte er August Macke kennen und durch die Unterstützung des Künstlers und seinem Freundeskreis wurde Ernst ermutigt, sich als Maler zu betätigen. Er hatte seine erste Ausstellung 1912 in der Galerie Friedmann in Köln, doch seine Karriere wurde schon 1914 durch seine Einberufung im Ersten Weltkrieg unterbrochen. Die Rückkehr aus dem Krieg empfand Ernst als eine Art Wiedergeburt und gründete kurz darauf 1919 die Kölner Dada-Gruppe zusammen mit befreundeten Künstlern. Die Bewegung verstand sich als eine bewusste Ablehnung von bürgerlichen Normen und Idealen aber auch als eine Rebellion seitens der Künstler gegen die Kunst selbst, in einer Gesellschaft, von der sie sich aufgrund ihrer Kriegserfahrungen immer weiter entfernt fühlten. Dada blieb jedoch als Bewegung relativ kurzlebig und schon 1924 unterzeichnete Max Ernst in Paris das "Manifeste du Surréalisme". Ähnlich der Dadaisten verwendeten die Surrealisten den Zufall als wichtiges Prinzip in ihren Arbeiten mit dem Ziel - ausgehend von den psychologischen Theorien Sigmund Freuds und Carl Jungs - den Prozessen ihres Unterbewusstseins bildhafte Form zu verleihen. Obwohl Max Ernst schon 1938 aus der Bewegung wegen persönlichen Differenzen austrat, blieb dieser psychologische Ansatz für seine Werke von großer Bedeutung. Im Spätwerk "Chéri Bibi" lächelt eine kükenartige Fratze dem Betrachter entgegen. Obwohl sie aus blockhaften geometrischen Formen zusammengestellt ist, wirkt die Figur lebendig und verschmitzt. Der spitze Schnabel und die glänzenden Augen erinnern an die Vogelmotive, welche sich wie ein roter Faden durch Ernsts gesamtes Oeuvre ziehen. Die vielleicht berühmteste Vogelfigur des Malers war der Charakter "Loplop", den der Künstler fast selbstporträtartig in vielen seiner Gemälde als symbolische Darstellung seines eigenen Egos integrierte. Der Titel dieses Werkes bezieht sich auf Gaston Lerouxs gleichnamige Romanfigur Chéri Bibi: Ein Metzgerjunge, der mehrmals aus dem Gefängnis ausbricht, nachdem er unschuldig verhaftet wurde.