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Johannes Grützke (1937 Berlin – 2017 ebenda) (F) – Männlicher Akt im Unterkleid

Männlicher Akt im Unterkleid, Pastellkreide und Zeichnung auf Papier, 150 cm x 65 cm Rahmeninnenmaß, monogrammiert, 74 datiert.

  • Limitpreis: € 3.000
  • Erzieltes Ergebnis: € 3.750

Beschreibung

Männlicher Akt im Unterkleid, Pastellkreide und Zeichnung auf Papier, 150 cm x 65 cm Rahmeninnenmaß, monogrammiert, 74 datiert, an den Rändern Stecknadellöcher, partiell leicht gewellt.

Der Maler, Grafiker und Bühnenbildner Johannes Grütze (1937 - 2017) beschäftigte sich mit gesellschaftlicher und politischer Relevanz. Ihm ging es dabei um Diskrepanzen und Spannungen, die das Thema des "Menschseins" in dieser ebenso provokanten wie stringenten Verbindung eröffnen. Von 1957 bis 1964 besuchte er die Hochschule für Bildende Künste in Berlin, wo er Meisterschüler von Peter Janssen wurde, und nahm an der Internationalen Sommerakademie in Salzburg teil, die von Oskar Kokoschka geleitet wurde.
1973 gründete er mit Künstlerkollegen die "Schule der neuen Prächtigkeit" und setzte 1991 durch sein Wandgemälde "Zug der Volksvertreter" in der Frankfurter Paulskirche einen Meilenstein in seinem Oeuvre. Beide Pastellzeichnungen, die in zwei aufeinanderfolgenden Lots angeboten werden, gehören in die Zeit zwischen diesen beiden wichtigen Ereignissen seines künstlerischen Lebens und zeigen einen Akt. Den einen von 1988 in einer Schrittbewegung, den anderen von 1974 fest auf dem Boden stehend: Mit vibrierender Strichführung werden nicht nur die Beine des Vorwärtsschreitenden bemalt, sondern auch die Freiräume, die Luft um die Beine herum, scheint ganz aufgeladen von grüner, weißer, rötlicher Energie.
Der zweite Akt erscheint männlich und trägt doch einen femininen Unterrock mit Volant, der mit der rechten Hand nach oben gezogen wird, sodass der Unterleib frei gemacht ist. Auf beiden Füßen steht der Akt, fest auf dem Boden, die Beine angespannt und zieht die Körperlinie durch den erhobenen Arm weiter nach oben aus dem Bild heraus. Das Auge folgt dem Körperbau in beiden Momenten auf fast theaterüblicher Weise einem Tänzer oder einer Tänzerin. Ein Spiel von Gegensätzen wird in diesen Zeichnungen deutlich - Bewegung und Stillstand - durchdringt von Themen von (bis Heute) gesellschaftspolitischer Relevanz in bühnenähnlicher Form.