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Ewald Mataré (1887 Aachen – 1965 Büderich) (F)

'Finnisches Pferd', 1929/30, Bronze, braun patiniert, 26,5 cm x 22 cm x 10,5 cm, im Guss signiert, eines von insgesamt 14 Exemplaren

  • Limitpreis: € 39.000
  • Erzieltes Ergebnis: € 87.040

Beschreibung

'Finnisches Pferd', 1929/30, Bronze, braun patiniert, 26,5 cm x 22 cm x 10,5 cm, im Guss signiert, eines von insgesamt 14 Exemplaren, Plinthe verbogen, partiell leichte oberflächliche Kratzer, unterseitig Kleberückstände
Literatur: Wvz. Schilling 66b

Ewald Mataré war ein bedeutender deutscher Bildhauer und Grafiker, der zunächst zwischen 1907 - 1914 Malerei an der Kunstakademie in Berlin bei Lovis Corinth studierte und sich innerhalb der 1920er Jahre der Bildhauerei zuwandte. Holzschnitte und plastische Tierdarstellungen gehören zu den künstlerisch-handwerklichen Techniken, die Mataré besonders schätzte. Die Körper der Tiere reduzierte er auf flächige Grundformen und stellte sich der geistigen Herausforderung die Anatomie des Animalischen in eben diese Grundformen zu übersetzen. Als Material wurde vorwiegend Holz gewählt, dessen natürliche Maserung der Künstler durch glatte Oberflächenpolierung hervorzuheben wusste. An dieser Stelle muss darauf eingegangen werden, dass Mataré nicht von der Tätigkeitsbeschreibung des Schnitzens überzeugt ist - vielmehr sei es so, dass er als Künstler die Tiere aus einem plastischen Gedanken heraus bildhauerte. Der Künstler selbst beschreibt seine Arbeit an den Tierfiguren zu jenen Jahren als "fürstliches Vergnügen". Darauf geht er 1959 während eines Atelierbesuchs des Instituts für den wissenschaftlichen Film Göttingen näher ein. Mataré beschreibt eine glückliche Zeit, in der er einfach aus sich heraus, ohne jeden Zweck, ohne jede Notwendigkeit seine Tiere formte. Er erinnert sich selbst als alleinstehenden jungen Mann, der für sich selbst entscheiden konnte im Sommer in die Landschaften zu gehen, ans Meer, nach Spiekeroog, nach Sylt und nach Finnland. Sicherlich sind diese Tierdarstellungen angelehnt an die ältesten kunsthistorischen Tierdarstellungen, die es beispielsweise als Wandmalereien aus reinen Erdpigmenten in der Höhle von Lascaux (Frankreich) bis heute erhalten sind. Jahrtausende alte Relikte der Kunst, die das Tier als überlebenswichtiger Begleiter des Menschen, als Raubtier, als heiliges Tier und als Teil der Natur zeigen.

Das finnische Pferd stammt aus den Jahren 1929/1930, als der Künstler mit einigen wenigen Edelhölzern nach Finnland reiste. Vor Ort entstand die Plastik aus Holz, die dann in einem Zwischenguß in Bronze gefasst wurde. Ewald Mataré arbeitete die weitere Abstrahierung heraus, bis einige Merkmale des Tieres nicht nur reduziert wurden, sondern gar verschwanden. Einzuordnen ist das finnische Pferd noch bevor die Werke Matarés während des Nationalsozialismus als entartet galten. Ebenso noch bevor sich der Künstler religiös dominierten Themen und städtischen Auftragsarbeiten zuwandte: In den Jahren 1948-1956 erstellt er für die Stadt Köln vier Domportale, den Taubenbrunnen am Westportal, die Gürzenichtüren, die Lochner-Säule, das Mosaik am Alter Markt und weitere Arbeiten. Einerseits ehrt ihn dieses Vertrauen in seine Kunst, um das Stadtbild zu beeinflussen. Doch weiß Mataré auch um die schöne Zeit, in der er selbstständig und aus seinem Inneren heraus seine Tiere formte.